Die namenlose Stiege von der Riedenburg auf den Mönchsberg soll nach der Sanierung nach Alma Rosé benannt werden
Die Generalsanierung der baufälligen Stiege, die von der Reichenhaller Straße auf den Mönchsberg führt, ist Anlass für die Ehrung einer weltberühmten Musikerin: Auf Vorschlag von Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl wird die bisher namenlose Treppenanlage nach der Violinistin Alma Rosé benannt. Sie wurde 1944 in Auschwitz von den Nazis ermordet. „In Salzburg sind mehr Straßen nach Nazis benannt als nach Frauen. Die Benennung der Mönchsberg-Stiege nach einer Frau ist ein wichtiger Schritt, um diese Schieflage zu beseitigen. In Absprache mit dem KZ-Verband und dem Historiker Gerd Kerschbaumer von Personenkomitee Stolpersteine ist der Vorschlag für Alma Rosé entstanden“, sagt Dankl. SPÖ und Bürgerliste haben die Initiative positiv aufgenommen, im Herbst soll die Benennung beschlossen werden.
Stargeigerin mit Salzburg-Bezug
Alma Rosé wurde 1906 als Tochter des Violinisten und Musiklehrers Arnold Rosé und dessen Frau Justine Mahler geboren. Sie war die Nichte des Komponisten Gustav Mahler, ihre Patentante war Alma Mahler-Werfel. Mit ihrem 1932 gegründeten Damenorchester Die Wiener Walzermädeln unternahm sie Konzertreisen durch ganz Europa. Zwischen 1934 und 1938 veranstaltete sie aus Protest gegen das NS-Regime mehrere Solidaritätskonzerte im Ausland. 1936 war sie bei den Salzburger Festspielen engagiert. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich flüchtete sie nach London, musste aber mangels Arbeitserlaubnis ein Engagement in den Niederlanden annehmen. Ein Fluchtversuch nach dem Einmarsch der Wehrmacht scheiterte, Rosé wurde in Frankreich verhaftet und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde sie von der berüchtigten Oberaufseherin Maria Mandl als Leiterin dem „Mädchenorchester“ zugeordnet. Am 4. April 1944 starb sie an einer Vergiftung im Konzentrationslager.
Vielfältiges Gedenken an Alma Rosé
Die Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien hat im Jänner ihr Institut für Streichinstrumente, Gitarre und Harfe in der Musikpädagogik nach Alma Rosé benannt, im März feierte das Institut die neue Namensgeberin mit einem „Fest für Alma“. Das Österreichische Institut für Zeitgeschichte in Wien zeichnet seit 2023 hervorragende wissenschaftliche Leistungen der ersten Studienphase (Diplom- und Masterarbeiten) mit dem Alma Rosé-Preis für die Erforschung der Geschichte der Verfolgten des Nationalsozialismus und der Geschichte ihrer materiellen Verluste und Entziehungen aus. In Salzburg erinnert außerdem seit 2020 ein Stolperstein auf dem Max-Reinhardt-Platz im Festspielbezirk an die Musikerin. Zum bisherigen Gedenken an Alma Rosé kommt jetzt die 1892 erbaute Stiege. Die 117 Granitstufen werden seit Ende Juli um 255.000 Euro saniert, Mitte September sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
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