Nur 12 Prozent der Lehener:innen, aber doppelt so viele im Süden der Stadt nutzten ihr Stimmrecht


„Die Beteiligung an der Befragung zeigt eines tiefes Gefälle in der Stadt. Nördliche Stadtteile wie Lehen, Schallmoos und die Elisabeth-Vorstadt sind am schwersten vom Verkehrs-Chaos belastet, sind aber am wenigsten vertreten. Offenbar haben viele jede Hoffnung aufgegeben, dass sich etwas zum Besseren verändert“, sagt Gemeinderat Kay-Michael Dankl (KPÖ PLUS): „Schon die Gemeinderatswahl 2019 hat diese Kluft sichtbar gemacht. Die dicht bewohnten, weniger wohlhabenden Stadtteile im Norden sind kaum repräsentiert. Wenn im März die nächste Stadtwahl ansteht, ist es eine Frage der Demokratie, auch im Norden wieder Vertrauen zu schaffen, damit die Stadtbürger:innen sich im demokratischen Prozess einbringen.“

Nur 12% in Lehen, aber 25% im Süden
Am niedrigsten ist am Sonntag die Beteiligung in den nördlichen Stadtteilen ausgefallen, allen voran in Lehen (12%), der Elisabeth-Vorstadt (12,9%), Schallmoos (13,4%) und Liefering (14,9%). Im Süden der Stadt lag die Beteiligung bis zu doppelt so hoch. Ganz vorne liegt der Wahlbezirk Gneis, Leopoldskron, Morzg und Moos mit 24,9 Prozent. Aigen, Glas und Abfalter folgen mit 22,4 Prozent. Hinzu kommen die stadtweit 5.259 Wahlkarten. Insgesamt wurden rund 6.600 Wahlkarten ausgegeben. Jede fünfte Wahlkarte ist somit ungenutzt geblieben oder nicht rechtzeitig angekommen. Der Vergleich mit den Zahlen der Gemeinderatswahl 2019 und der Bürgerbefragung 2022 zeigt, dass die direkte Betroffenheit von einem Thema weniger Einfluss auf die Wahlbeteiligung hat als die sozioökonomische Lage eines Stadtteils.


Ähnliches Muster wie bei Gemeinderatswahl
„Solange diejenigen nicht mehr wählen gehen, die im täglichen Leben am stärksten von der Verkehrs- oder Wohnungskrise betroffen sind, werden die großen Parteien sie noch weniger ernst nehmen“, sagt Dankl: „Die Parteien brauchen einen Anreiz, sich um die ganze Stadt zu kümmern, anstatt auf die Nichtwähler:innen zu vergessen. Wenn es im März nicht gelingt, die Stadtbevölkerung besser abzubilden, könnte man die Höhe der Parteienförderung in Zukunft an die Wahlbeteiligung koppeln.“ Die letzte Gemeinderatswahl brachte einen neuen Negativrekord. Im März 2019 gingen nur mehr 48 Prozent der Wahlberechtigten wählen. Die halbe Stadt blieb der Wahl fern.