Haslauer sorgt mit seiner Aussage, es gäbe in Salzburg keine Wohnungsnot, für Kopfschütteln


Beim Pressegespräch zur Bilanz der ersten hundert Tage seiner dritten Landesregierung sagte ÖVP-Landeshauptmann Haslauer, es gäbe in Salzburg keine Wohnungsnot, denn sonst wären ja Menschen wohnungslos. Es gäbe nur das Problem, dass die Menschen fürs Wohnen etwas mehr zahlen müssen. „Diese Aussage ist völlig realitätsfremd. In Salzburg sind über 1.500 Menschen von Wohnungsnot betroffen. Sie haben keine eigene Wohnung, müssen bei Freunden auf der Couch unterkommen, leben völlig beengt in winzigen Wohnungen oder in Notunterkünften. Mehrere hundert sind obdachlos. Besonders besorgniserregend ist, dass über 370 Kinder und Jugendliche unter Wohnungsnot leiden. Das zeigen die Zahlen der Wohnbedarfserhebung des Forum Wohnungslosenhilfe“, sagt Kay-Michael Dankl (KPÖ PLUS): „Kennt der Landeshauptmann diese Zahlen über sein Bundesland nicht oder blendet er sie aus, um politische Versäumnisse kleinzureden? Ich lade Landeshauptmann Haslauer ein, mit mir zusammen eine Notunterkunft für Wohnungslose zu besuchen, um sich von der Realität der Salzburger Wohnungsnot ein Bild zu machen.“

Die teuren Wohnkosten sind eine wachsende Belastung für die Mehrheit der Salzburger. Am schwersten trifft die Wohnungskrise jene, die die steigenden Mieten, Betriebs- und Energiekosten gar nicht stemmen können. „Die Wohnungsnot existiert nicht nur, sie nimmt sogar dramatisch zu. Anstatt davor die Augen zu verschließen braucht es insgesamt mehr leistbare Wohnungen. Für Menschen, die keine eigene Wohnung mehr haben, braucht es mehr Hilfe, damit sie wieder auf eigenen Beinen stehen können“, sagt Dankl.

„Jeder kann nach einem Schicksalsschlag die eigenen vier Wände verlieren. Ohne Wohnung wird alles extrem schwierig: Arbeiten, die Jobsuche, sich eine warme Mahlzeit zu machen, das Handy aufzuladen oder auf die eigene Gesundheit zu schauen“, sagt Dankl: „Mehr Hilfe für Wohnungslose ist nicht nur ein humanistisches Gebot, sondern auch finanziell vernünftig. Eine Studie des Deutschen Städtetags hat gezeigt, dass es sieben Mal günstiger ist, Menschen in Not eine Wohnung anzubieten, als wenn sie auf der Straße leben. Obdachlosigkeit verursacht enorme Kosten, für die Betroffenen, im Gesundheits-, Polizei- und Justizbereich, sowie für die soziale Arbeit.“

Aktuelle Wohnbedarfserhebung (Erhebungszeitraum 2022):

  • 1.557 Menschen sind wohnungslos (rund 800 Männer, rund 370 Frauen und rund 370 Minderjährige), davon 84% in der Stadt Salzburg
  • Wohnstatus: 411 Menschen sind obdachlos, 387 sind wohnungslos, 655 von ungesicherten Wohnen betroffen und 175 von ungenügendem Wohnen
  • Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2021: Obdachlosigkeit +98,5%, Wohnungslosigkeit +60,5%, ungesichertes Wohnen +39,3%, ungenügendes Wohnen -15,5%