Mit Juristen-Sprache in Gesetzen, Anträgen und Formularen hatten wohl die meisten Menschen schon zu kämpfen. Was mitunter sogar für Akademiker:innen eine Herausforderung ist, wird für Menschen, die nur schlecht oder nicht sinnerfassend lesen können, zur unüberwindbaren Hürde – rund 85.000 Salzburger:innen sind laut Statistik Austria davon betroffen. Die KPÖ PLUS hat deshalb im Salzburger Landtag einen Antrag eingebracht, der die Lesbarkeit der landeseigenen Formulare und Anträge verbessern sollen. „Viele Bürger:innen scheitern am Beamtendeutsch, komplizierten Formularen und unübersichtlichen Websites. Das erleben wir auch immer wieder in unseren Sprechstunden, da besteht Handlungsbedarf“, sagt Klubobfrau Natalie Hangöbl: „Wir haben deshalb beantragt, dass auf der Homepage des Landes Salzburg Formulare in Einfacher Sprache zur Verfügung gestellt werden. Dort, wo das nicht möglich ist, weil zum Beispiel Fachbegriffe verwendet werden müssen, sollte es zumindest verständliche Begriffserklärungen oder eine Ausfüllhilfe wie beim Lohnsteuerausgleich geben. Für das Land wäre das kein großer Aufwand, für die Bürger:innen aber eine große Erleichterung.“ Der Antrag wird in der Ausschusssitzung am 10. April 2024 behandelt.

Einfache Sprache entlastet Sozialarbeiter:innen
Bei der Einfachen Sprache steht Verständlichkeit im Vordergrund. Auf komplizierte Satzstrukturen und Fremdwörter wird verzichtet. Ein geschlossenes Regelwerk gibt es nicht. Ratgeber empfehlen eine einfache und logische Satzstruktur ohne Gedankensprünge, eine Satzlänge von höchstens zehn bis elf Wörtern, aktive Sätze und eine Wortwahl, die der gesprochenen Sprache ähnelt. Außerdem geht es um besser lesbare Schriftgröße und ergänzende Erklärungen zu – oftmals juristischen – Fachbegriffen. Formulare in Einfacher Sprache würden auch eine Entlastung für Sozialeinrichtungen bedeuten. „Bei unseren Besuchen in Sozialeinrichtungen hat sich gezeigt: Sozialarbeiter:innen verwenden viel Arbeitszeit für die Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen. Für sie wäre es eine große Entlastung, wenn es diese Formulare in Einfacher Sprache gäbe. Sie könnten sich dann besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“, sagt Hangöbl: „Beim Heizkostenzuschuss ist des dem Land Salzburg schon recht gut gelungen, den Online-Antrag übersichtlich zu gestalten, bei der Wohnbeihilfe besteht aber zum Beispiel dringender Handlungsbedarf.“

Land Salzburg könnte Vorreiter sein
„Das Land Salzburg ist bereits bemüht, Anträge verständlicher und übersichtlicher zu gestalten. Auch in der Stadt Salzburg hat sich in den letzten Jahren viel im Bereich der Übersichtlichkeit und besseren Verständlichkeit getan. Stadt und Land könnten hier aber eine Vorreiterrolle einnehmen, denn auch bei Formularen von der ÖGK, der PVA oder dem AMS besteht dringender Handlungsbedarf“, berichtet Hangöbl aus den Sprechstunden: „Einfach Sprache nutzt allen. Ursprünglich für die bessere Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt, bietet sie aber auch für ältere Menschen oder Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache große Vorteile.“

 

Link zum Antrag: https://www.salzburg.gv.at/00201lpi/17Gesetzgebungsperiode/2Session/191.pdf