Stadt und Land sollen anstelle der dubiosen Pensionszimmer leistbare Notwohnungen schaffen
Ein Dutzend Salzburger droht auf der Straße zu landen, weil eine privat geführte Pension für Wohnungslose im Stadtteil Lehen schließt. Rund 130 Menschen in der Stadt Salzburg sind auf die elf Pensionen angewiesen, die im Schnitt 500 Euro für kleine, oft schlecht ausgestattete Zimmer zahlen müssen. Mangels schriftlicher Mietverträge wohnen sie in ständiger Unsicherheit. Plötzliche Mieterhöhungen sind ebenso möglich wie ein jederzeitiger Rauswurf.
KPÖ PLUS: Geschäftemacherei auf Kosten Wohnungsloser beenden
„Das Pensions-Unwesen ist ein Auswuchs der Salzburger Wohnungskrise. Dort zahlen Menschen für ein winziges Pensionszimmer mehr, als wenn sie eine ordentliche Garconnaire mit Wohnbeihilfe mieten könnten“, sagt Dankl: „Stadt und Land sollten die Geschäftemacherei auf Kosten Wohnungsloser beenden, indem sie z.B. beim ehemaligen Asfinag-Gelände selbst ein temporäres Wohnen ermöglichen.“ Geregelte Wohnverhältnisse bringen Vorteile, wie die Möglichkeit eine Wohnbeihilfe zu beantragen und die Erreichbarkeit für Sozialarbeiter, die in den privaten Pensionen oft nicht gerne gesehen werden.
Sieben Fußballfelder große Fläche steht leer
In Salzburg-Liefering liegen beim ehemaligen Asfinag-Gelände 51.200 Quadratmeter unbebaute Fläche brach. Das Areal der früheren Autobahnmeisterei wurde 2014 von der Salzburg AG gekauft. Der Plan für eine neue Obus-Remise wurde aber 2019 aus Kostengründen verworfen. Die Salzburg AG behält die Fläche als Grundstückreserve, die zukünftige Nutzung steht in den Sternen. „Hier liegen umgerechnet sieben Fußballfelder brach. Bis die Salzburg AG sich für eine endgültige Nutzung entscheidet, braucht es eine sinnvolle Zwischennutzung. Man könnte ein temporäres Wohnen für wohnungslose Menschen ermöglichen, bis sie in eine reguläre Wohnung wechseln können“, sagt Dankl: „Für eine bessere Durchmischung könnte man auch für junge Menschen in Ausbildung, wie Studierende und Lehrlinge, hier temporäres Wohnen schaffen.“
Am südöstlichen Teil des Grundstücks, Richtung Einfamilienhäusern bei der Schmiedingerstraße und beim Hubertusweg, ist es ausreichend ruhig. Die Stadtlage und Verkehrsanbindung sind gut.
Vorbild „Home 21“ in Wien
Als Vorbild nennt Dankl das Pilotprojekt „HOME 21“ in Wien-Floridsdorf. Dort wurden 2018 auf einer brachliegenden Fläche 241 temporäre Wohnungen errichtet. Die Wohnanlage ist so angelegt, dass sie nach spätestens 15 Jahren wieder demontiert oder für eine neue Nutzung angepasst werden kann, etwa für Büros. Für die Wohnungen gelten niedrige Mietzinsobergrenzen und es sind keine Finanzierungsbeiträge der Mieter notwendig. Die Zielgruppe sind vor allem junge Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt noch nicht festgelegt haben.
EU-Ziel: Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden
Bis 2030 sollte Obdachlosigkeit in allen 27 EU-Mitgliedsländern überwunden sein – das sieht ein Beschluss der Konferenz in Lissabon von 2021 vor. In Salzburg sind laut der Wohnbedarfserhebung des Forum Wohnungslosenhilfe derzeit rund 1.130 Personen wohnungslos, darunter 277 Minderjährige – die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Bei den erfassten Fällen sind zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Anzahl der wohnungslosen Menschen in Salzburg laut der Wohnbedarfserhebung verdoppelt. „Noch nie waren so viele Menschen in der Stadt Salzburg wohnungslos wie jetzt. Die Stadtpolitik muss eine Strategie ausarbeiten, wie sie das EU-weite Ziele auch in dieser Hauptstadt des teuren Wohnen umsetzen wird“, sagt Dankl.
Dankl hat bei der vergangenen Gemeinderatssitzung am 14. Dezember 2022 einen Antrag eingebracht, eine solche Strategie zu entwickeln. „Internationale Vorbilder etwa aus Finnland zeigen: Wohnungslosigkeit zu überwinden ist nicht nur ein Gebot des Humanismus und der Sozialpolitik, sondern ist für die öffentliche Hand auch finanziell vernünftig.“ Eine Studie des Deutschen Städtetags hat gezeigt, dass die öffentlichen Kosten von Obdachlosigkeit um das Siebenfache höher liegen als die Gewährleistung einer funktionierenden Wohnversorgung.“
Quelle zu „Home 21“: https://www.iba-wien.at/projekte/projekt-detail/project/home-21
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